Das Jahr 2004 sollte uns den „Norden“
mal mit ganz anderen Reizen be-scheren. Wie immer wurde vorher
gefachsimpelt, wo es denn dieses Jahr hingehen sollte, wo
Helden wieder wahre Helden sein könnten und wo uns das
Leben wieder mit neuen Herausforderungen begegnen würde.
Aus irgendeinem Grunde fiel die Wahl diesmal auf einen kleinen
Zipfel unser aller geliebten Insel, den südwestlichsten
Teil von Großbritannien...
Wir suchten uns ein Ziel aus, von dem keiner etwas wusste...
(ob es überhaupt eins ist!?), ein Ziel das der Phantasie
eines jeden sicherlich wieder viel Freiraum ließ und
gleichzeitig die Erwartungen gedämpft hielt...
Ich (Tom Schulz) will es an dieser Stelle schon einmal sagen:
Dieser Urlaub gehörte mit zu den Schönsten!
Es ging am Mittwoch Abend nach einem vorzüglichen Abendmahl
von Birgit gestärkt um 18 Uhr in Lichtenbusch auf die
Piste Erstes Ziel war Amiens in Frankreich. Wir vier (das
sind Willi, Steff, Hanjo und ich) übernachteten, dort
angekommen, standesgemäß unter einem Supermarktvordach
irgendwo in einem unbedeutenden Gewerbepark umrandet von wunderschönen,
bestimmt für uns angelegten Blumenbänken. Es war
fast schon zu idyllisch für den Einstieg in den Urlaub,..
Wir fuhren dann morgens nach einem ausgiebigen Frühstück
und der Besichtigung der wunderschönen Kathedrale von
Amiens (Ein MUß!) weiter in Richtung Etretat an den
Atlantik, um uns dort mit Bernd und Tom Nick zu treffen.
Bei herrlichstem Wetter ließen wir dort die Seele baumeln
bei Bier und Moule Friet, bis dann gegen Nachmittag unsere
beiden Nachzügler eintrafen und wir gemeinsam den Urlaub
beginnen konnten.
In die Memoiren wird hier auf jeden Fall Hanjo`s Geschlechtsumwandlung
zur Hanja mit dem sicherlich jedem bekannten Lied „Lamur...“.-)))
eingehen, ein Schenkelklopfer unter Gottes Sonne...
Dem ab jetzt ewigen Fahnenapell folgend (Ganz dicken Kuß
an Iris für die tolle Fahne) verbrachten wir die Nacht
auf der Campsite und fuhren morgens gemütlich die Küstenstraße
entlang in Richtung Honfleur, ein sehr schönes kleines
Piratennest mit wunderschönen alten Häusern und
einem malerischen Hafen, der zur Pause förmlich einlud.
Weiter ging es von dort nach Omaha Beach, ein Landungspunkt
der Alliierten im 2. Weltkrieg. Es ist ein seltsames Gefühl,
von den Klippen auf die noch immer dort stehenden Betonbauten
im Meer zu sehen. Kaum vorstellbar wie viele Soldaten hier
gefallen sind...
Unser nächstes und letztes Ziel für diesen Tag war
Mont-Saint-Michel, den wir u.a. 1995 bereisten und ein Ziel,
das immer wieder einen Abstecher wert ist. Dieser „Berg“
ist schon von weitem zu sehen, und er sieht jedes Mal aus
wie ein Relikt aus einer anderen Zeit...
Morgens ging es dann zügig zur Fährabfahrt nach
St. Malo um dann endlich Samstag Abend in Portsmouth englischen
Boden zu betreten. Eigentlich dauert so eine Überfahrt
nicht sehr lange, aber aus irgendeinem Grunde fuhren wir mit
Standgas, das schöne Wetter an Deck versüßte
uns die Wartezeit und zu trinken gab es auch genug (ewiges
Problem von chronischen Dehydrierten)
Kaum aus der Fähre wurden die inneren Richtungsweiser
auf Westen eingestellt, Ampeln gegen Roundabouts getauscht,
„Thank you for driving carefully“ Schilder schlichtweg
übersehen und wir freuten uns wieder auf das "Hochfrequente".
Hinter Southhampton fuhren wir auf die erste Küstenstraße
um dann ENDLICH in Lymington einen gemütlichen Pub zu
finden. Man kann nur annähernd ahnen welche Strapazen
ich bei meinem chronischen Leiden auf mich nehmen musste...
Die Nacht wurde auf einem sehr großzügigen Parkplatz
verbracht und die Morgensonne war unser Weckruf.
Weiter ging es Sonntag morgen über Weymouth an der Küste
entlang Richtung Torbay, genauer gesagt Brixham, ein sehr
schönes kleines Hafenstädchen, wo auch ein Nachbau
der „Golden Hind“ beherbergt wird, für damalige
Zeiten ein prachtvolles Schiff, mit dem Sir Francis Drake
nicht nur um die Welt segelte, sondern auch im Namen Ihrer
Majestät fleißig Gold und Silber scheffelte. Unvorstellbar
welche Zustände auf so einem kleine Schiff geherrscht
haben müssen bei 80 Mann Besatzung (obwohl ich uns hier
und da auch als neuzeitliche Piraten sehe.-))
Der Abend wurde im Crown&Anchor Pub verbracht und es wurde
einer von den Abenden, die sicherlich nicht in Vergessenheit
geraten. Und wir wollen nicht unerwähnt lassen dass sich
Hanjo, sorry Hanja sicher auf der Zielgeraden befand.-)!!
Montag morgen ging es dann weiter über Dartmouth (hier
lohnt sich in jedem Fall der Abstecher zum Castle ) in Richtung
Plymouth, wo sich auch eine kleine Besichtigung am Hafen lohnt.
Die Bucht wurde mit der Fähre überquert und es ging
weiter entlang der Küstenstraße bis kurz vor Polperro,
ein wunderschöner Fischerort, der einen 200 Jahre zurück
versetzt. Der Abend endete am Strand, und die Nacht wurde
am Meer mit Grillen verbracht.
Dienstag ging es dann weiter nach St. Austell zum „Eden
Projekt“ (Tapadh leat M`Blath, Tgao!!), ein ca. 30 Fußballfelder
großes Areal in dem 3 riesige Kuppelzelte 3 Klimazonen
mit Ihrer fantastischen Pflanzenwelt nachbilden. Ein Muß
für Jeden... und nicht nur für Granufinke die statt
einer Heizdecke eine Jonas-Prothese hinterher im Gepäck
haben wollten.-)!!!
Von dort aus lohnt in jedem Fall auch ein Abstecher zu Mont
St. Michael, die englische Antwort auf das fast gleichnamige
Domizil in der Bretagne.
Über Falmouth, Helston ging es dann noch bis kurz vor
Land`s End, genauer gesagt St. Buryan. Den Tag ließen
wir dort bei einem fürstlichen, selbstzubereiteten Fischmahl
mit dem ein oder anderen Pint enden und mit einem Sternenhimmel,
dass man(n) selbst den Großen Wagen suchen musste!!
Die nächste Tagesetappe brachte uns ein grandioses Highlight.
Das Minack Theatre ist ein antikes Freilichttheather mit Blick
aufs Meer umrandet von einer grandiosen Landschaft. Es wird
sicherlich zu einem unvergesslichen Höhepunkt gehören,
an diesem Ort eine Vorstellung zu besuchen.
Über Land`s End ging es dann weiter entlang wunderschöner
Küstenstraßen, vorbei an grandiosen Klippen weiter
in Richtung Newquay, ein El Dorado für jeden Wellenreiter.
Tintagel, der Sage nach der Ort wo Camelot stand, und König
Arthur mit seinen Rittern der Tafelrunde weilte, war unser
Tagesziel. Zu sehen sind lediglich Reste einer sehr verfallenen
Ruine, aber mit ein wenig Phantasie kann man sich dort auch
Excalibur vorstellen..-)
Den Abend verbrachten wir auf den Klippen von Tintagel und
ich wage mal zu behaupten, dass dieser Ort mit in die Memoiren
eines Heldenplatzes eingeht.
Der Donnerstag sollte uns ins Bodmin-Mooor bringen, vorbei
am Dozmary Pool, der Ort wo der Sage nach das Schwert Excalibur
nach König Arthurs Tod versunken sein soll. Obwohl dies
heute schwer vorstellbar ist, wenn die einzige Flüssigkeit
hier die Abwässer eines nahegelegen Bauernhofes sind...
Lohnenswert sind allemal die Steinkreise in diesem Gebiet,
die ca. 5000 Jahre alt sein sollen.
Weiter ging es vorbei an den Sowey-Falls, ein richtiger schöner
Zauberwald mit einem kleinen Wasserfall und für eine
Rast genau das Richtige.
Dahinter beginnt dann das Dartmoor, eine wunderschöne
Landschaft, die in ihrer Gesamtheit einzigartig ist. Auch
hier gab es einen Schutzengel der uns, (mich, ist auch egal)
völligst dehydriert an dem einzigen Pub im Umkreis von
Meilen vorbeiführte). Das Warren Inn ist ein Muß
für jeden, nicht zuletzt weil das „Atre“
(für die Nichtgermanen: das heißt das soviel wie
Feuer, und Willi weiß wie man es schreibt) hier seit
mehr als 150 Jahren im Ofen fackelt und nicht gelöscht
wurde. Man muß nur feste dran glauben. Alles in allem
hab ich dort das beste Lammfleisch gegessen, und die Rechnung
von 140 schlappen Pfund in Summe für alle war es mehr
als wert!!!
Geschlafen wurde einfach auf der anderen Straßenseite,
leicht an die Mauer gelehnt um dem Wind etwas weniger Chancen
zu geben, und das Moor war unser Behüter..
Freitag morgen ging es dann über Exeter, Yeovil und Salisbury
ein gutes Stück der Heimreise entgegen, um letztlich
in Stonehenge einen Abstecher zu machen. Die Monolithen sind
bis zu 55 Tonnen schwer und es sieht wirklich aus wie nicht
von dieser Welt... Man sollte es mit eigenen Augen sehen.
Es lohnt sich in jedem Fall, und über den Eintritt von
5,20 Pounds(!) sollte man(n) nicht nachdenken, obwohl... das
sind 2 Pints!!!
Der letzte Tag brachte uns dann noch nach Dover, von wo aus
wir dann Sonntag morgen in die Heimat fahren wollten. Geheimtipp
in Dover ist der Golden Lion, eine Kneipe in der wir uns sehr
gut aufgehoben fühlten, und wo man in jedem Fall seinen
„Winkle“ nicht vergessen sollte.-)
Alles in allem hat mich Cornwall, Devon, Sommerset nicht nur
durch seine Landschaft, sondern insbesondere durch die Gastfreundlchkeit,
Hilfsbereitschaft und Gemütlichkeit der Menschen dort
beeindruckt. Wo wird man sonst mit allem Respekt und Würde
höflichst von einem Rollstuhlfahrer darauf hin gewiesen,
daß das Motorrad im ABSOLUTEN Halteverbot steht und
ob es eventuell viel Mühe machen würde es ein Stück
beiseite zu nehmen, damit er an der einzig abgeflachten Seite
eines Bordsteins die Straße wechseln kann..
Wir sind uns einig: Nächstes Jahr sind wir wieder da!!
Thomas "Hulz" Schulz
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